Unterwegs beim Level 1

risk’n’fun diktiert nicht, sondern liefert Impulse. risk´n´fun „berieselt“ nicht, sondern lädt ein, zum Selbst-aktiv -Werden.

Ich erinnere mich immer wieder gerne an die Trainingssession / LEVEL 1 zurück. Fünf Tage pure Sonne, fünf Tage Shredden im schneereichen Saalbach-Hinterglemm. Ich entscheide mich bewusst für den Märztermin, da ich, anstatt zu frieren, lieber aufgeheizt durch den Firn gleite. Aufgrund eines beruflichen Termins komme ich erst etwas später in unserer Unterkunft, dem Salitererhof, an. Vom Gastwirt herzlich empfangen, bietet er mir – ohne mit der Wimper zu zucken – extra noch ein Abendessen an. Ich betrete den Gastraum und treffe auf meine Kursgruppe, die sich schon „gefunden“ hat, während meine Gedanken noch um die Arbeit kreisen. Aber das soll sich schnell ändern – spätestens, als wir alle zusammen zu unserem ersten Powdertag aufbrechen.

Zehn Paar Ski und zwei Snowboards finden den liftunterstützten Weg in die Höhe. Oben angekommen, prüfen wir unsere Lawinenausrüstung; Bergführer Herwig und Coach Chris leiten den großen LVS-Check ein und wir besprechen gemeinsam den aktuellen Lawinenlagebericht. Wir haben Glück mit einem Einser in der Früh, der sich am Nachmittag zu einem Zweier verwandelt. Nun inspizieren wir unseren ersten Run und analysieren etwaige Gefahrenstellen, wie die markante Wechte zu unserer Rechten, die unsere Abfahrt aber nicht tangieren soll. Meine Nervosität steigt, als ich die ersten Schwünge der anderen sehe. Gekonnt und ohne zu zögern, ziehen sie ihre Lines. Ich wage mich als eine der Letzten in den Hang und bin abfahrtsmäßig noch eher passiv unterwegs.

„Genuss vor Wagnis“

 

Genau diese Reflexion ist ein Beispiel für die erste der drei Säulen des risk’n’fun-Konzepts: wahrnehmen – beurteilen – entscheiden. So steht der erste Tag im Zeichen der (Selbst-)Wahrnehmung. Coach Chris trägt uns auf, immer wieder innezuhalten und hineinzuspüren:

Wie fühle ich mich im Moment? Wie geht es meiner Gruppe? Welche Rolle nehme ich in meiner Crew ein? risk’n’fun sensibilisiert mich für die inneren Vorgänge. Im Laufe der Kurstage erlebe ich einen persönlichen Wandel. Als reine Skitourengeherin und Freeride-Neuling zu Beginn noch unsicher, gewinne ich nach ein paar Runs das nötige Selbstvertrauen. risk’n’fun gelingt die brillante Brücke zwischen Praxis und Theorie. Ein Abend hat mich besonders bereichert:

Mit meinen beiden Powder-Buddys Ash und Julius tüfteln wir unsere eigene Freeride-Strategie aus. Alle drei sprühen wir vor Ideen und schaukeln uns im konstruktiv-kreativen Prozess auf, der in einem für uns prädestinierten Ergebnis gipfelt: Genuss ist uns wichtiger als Wagnis. Bei einem Glas Rotwein planen wir wohlüberlegt und checken Wetter sowie Lawinenlagebericht. Vor dem ersten Run in der Früh nehmen wir unsere Tagesverfassung sowie die Windzeichen im Gelände wahr, beurteilen dahingehend bei einem kurzen Break die jeweilige Route, bevor wir uns aktiv für oder gegen diese oder jene Line entscheiden.

Vom BREAK und kooperativen Methoden

In der Gruppe blühe ich nun richtig auf und wir scherzen und lachen, bis uns nach Mitternacht die Augen zufallen. Auch Bergführer Herwig genießt die guten Gespräche und verrät uns, dass er nicht mit jeder Runde so lange beisammensitzt. Nach einer längeren sozialen Fastenzeit schätzen wir alle umso mehr das wohltuende Zusammensein. risk’n’fun ist wie ein besonderes Land, das nur von besonderen Menschen besucht wird. Unsere Gruppe könnte vom Alter und Hintergrund unterschiedlicher nicht sein, dennoch spielt sich eine gar familiäre Atmosphäre ein, die mir draußen im Gelände die nötige mentale Sicherheit verleiht.

Die Kursleiter*innen begegnen uns stets auf Augenhöhe, schreiben uns nichts vor, sondern bewegen uns zu eigenverantwortlichem Handeln. Nach und nach geben sie das Zepter ab und wir schlüpfen in die Rolle der Guides. Ich schätze den kooperativen Ansatz von risk’n’fun, die gelungene Symbiose aus Bergführer und Coach: Herwig, der uns im Gelände auf Windgangeln und Dünen aufmerksam macht und Chris, der gekonnt interveniert, als wir uns beinahe von einer anderen Freeride-Gruppe haben drängen lassen.

Genau dieser Break ist der Schlüssel des erfolgreichen Kurskonzepts von risk’n’fun: Neben einer guten Vorbereitung gilt es, immer wieder innezuhalten und hineinzufühlen, wie es der Gruppe und mir im Moment geht. Mit dieser Methode gelangen wir zum krönenden Abschluss unserer Trainingssession. Wir besprechen den Lawinenlagebericht, überlegen uns, zu welcher Tageszeit wo der beste Schnee auf uns wartet und klügeln eine raffinierte Abfahrt aus. Der Plan geht vollkommen auf und wir nehmen Coach und Bergführer auf unsere lässigen Lines mit.

Mit der Intention, Abfahrtsskills und Lawinenwissen zu verbessern, bin ich relativ unbedarft zu diesem Kurs gefahren. Mitgenommen habe ich viel mehr als das. Allem voran die Erkenntnis, dass reines Faktenwissen nicht ausreicht, um einen sicheren und erfüllenden Powdertag zu erleben.

Bewegte Szene, bewegter Abschluss

 

Zwei Wochen nach der Trainingssession treffe ich die risk’n’fun-Crew in Fieberbrunn beim Saisonausklang, dem Chillout. Teilnehmen dürfen an diesem Wochenende alle, die jemals ein oder mehrere Levels besucht haben. Auch hier treffe ich wieder auf viele inspirierende Charaktere. Ich bin begeistert vom Freeride-Sundowner in Fieberbrunn, bei dem zwischendurch ein erfrischendes Bier im Liegestuhl nicht fehlen darf. In vielfältigen Workshops nehmen uns die risk’n’fun-Trainer*innen nicht nur zum Hiken und Shredden, sondern auch zu Lawinenübungen mit und zeigen uns Seil- sowie Rettungstechniken. Das Chillout beweist, dass auch in einer angenehm lockeren Atmosphäre das Lernen nicht zu kurz kommt. Die risk’n’fun-Szene ist eine bewegte, umso passender das Abendprogramm: Nach dem reichhaltigen Essen werden die Tische zusammengeschoben und wir spielen Tischtennis bis zum Umfallen.

Für die nächste Freeridesaison ist das Next Level! eingeplant. Ich kann es kaum erwarten, Touren in Eigenregie zu planen, Dynamiken in der Gruppe zu reflektieren und gemeinsame Runs zu genießen.

RISK´N´FUN FREERIDE

22 Tage Ausbildung mit risk´n´fun

DROP IN

Trainer*innen und Bergführer*innen vom risk´n´fun-TEAM starten gemeinsam mit interessierten Freerider*innen in den Winter. „mobil und spontan“ ermöglicht es, die Gebiete mit den besten Bedingungen auszuwählen.

LEVEL 1 I TRAININGSSESSION

4 Tage abseits der Pisten mit dem risk´n´fun-Team und anderen Freeridern. Kurze Hikes in Pistennähe, zahlreiche Entscheidungssituationen und Abfahrten im freien Gelände.

Beim Level 1, der Trainingssession, wird gemeinsam mit dem risk´n´fun-Team rund um die inhaltlichen Säulen „wahrnehmen – beurteilen – entscheiden“ eine eigene Freeride-Strategie entwickelt.

Ziel ist es, dass ihr nach der Session selbst entscheiden, selbst argumentieren, selbst Lines und Abfahrtsvarianten finden könnt, die zu den jeweiligen Bedingungen passen.

LEVEL 2 I NEXT LEVEL

Es geht höher hinauf und weiter weg von den Liftanlagen. Splitboards, Tourenski oder andere Aufstiegshilfen sind ab dem Level 2 ein Must-have.

Inhaltlich knüpft das Next Level an die jeweilige Freeride-Strategie der Trainingssession an. Es kommen die Themen Kartenkunde, Orientierung und Lawinenkunde dazu und es wird mit der Planung und Umsetzung von ersten Touren begonnen.

Auch beim Level 2 geht es um eigenständiges Planen und Handeln, um dann gut vorbereitet eigene Unternehmungen nach dem Leitsatz „wahrnehmen – beurteilen – entscheiden“ starten zu können.

LEVEL 3 I BACKCOUNTRY PRO

Das Backcountry Pro findet abseits des Trubels der Wintersportgebiete statt und versteht sich als reine Tourenwoche. Die Touren werden von den Freerider*innen geplant und umgesetzt und vom risk´n´fun-Team begleitet.

Vertiefende Infos zur Lawinenkunde, zur richtigen Spuranlage und dem Themenbereich Wetterkunde kommen inhaltlich dazu, das Thema „Führen und Leiten“ zieht sich dann in Theorie und Praxis durch die Tage am Berg und die Abendeinheiten.

Level 4: ALPINE PROFESSIONALS

Hoch hinaus geht’s beim Level 4. Sieben Tage lang sind risk´n´fun-Bergführer*innen und Freerider*innen im hochalpinen und vergletscherten Terrain unterwegs. Die Planung und eigenverantwortliche Umsetzung von Touren und souligen Abfahrten stehen dabei im Fokus. Weniger sind es die klassischen Gipfelziele und Aufstiegsrouten, die interessieren. Vielmehr geht es darum, neue Lines zu finden, möglicherweise die persönlichen Grenzen wieder ein Stück anders zu definieren und die eigenen Skills weiterzuentwickeln.

Wer das Level 4 gemacht hat, kann auf insgesamt 22 Tage Ausbildung mit risk´n´fun FREERIDE zurückblicken.

 

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Anna Schöpf ist Mitarbeiterin in der Alpenverein-Akademie und organisiert z.B. Übungsleiter-Kurse im Bereich Skitouren, Eisklettern oder Mountainbike. Darüber hinaus ist sie für die eLearning-Plattform zuständig.

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