Das Mountainbike bietet sich geradezu an, Aktivitäten für Kinder, Jugendliche und auch gemeinsam als Familie zu gestalten. Im Grunde lässt sich jedes Format – vom einfachen Fahrtechnikkurs über Trailcamps bis hin zu ausgedehnten Touren und Alpenüberquerungen – adaptieren. Als Hilfestellung und damit dein Vorhaben ein voller Erfolg wird, findest du hier Informationen zu grundsätzlichen Überlegungen und Checklisten.

Kinder brauchen Abenteuer und Erwachsene, die sie dabei unterstützen.

Mountainbiken ist ein Sport, der auf mehreren Ebenen gleichzeitig fordert und fördert. Einerseits benötigt man Ausdauer und Kraft, andererseits auch gute koordinative Fähigkeiten. Und manchmal ein bisschen Mut. Bei entsprechender Rücksichtnahme auf die körperlichen Voraussetzungen der Kinder kommen alle auf ihre Kosten und der Spaß nicht zu kurz.

 

Je älter die Kinder sind, desto mehr können und sollen sie auch in die Abläufe und die Gestaltung miteinbezogen werden. Sie freuen sich über Wahlmöglichkeiten und die Wertschätzung, die man ihnen entgegenbringt, wenn sie aktiv mitbestimmen dürfen. Weil sie aber Risiken nur schwer oder noch gar nicht einschätzen können, braucht es die Umsichtigkeit der Erwachsenen. Sowohl bei der Planung als auch bei der Durchführung.

 

Vermeide negative Erfahrungen (Enttäuschungen, Überforderung …), sie können nachhaltig in Erinnerung bleiben und so die Freude am Bergradeln für immer verderben. Generell empfehlen wir dir, für Veranstaltungen mit Kindern besonders sorgfältig – schriftlich und für andere nachvollziehbar – zu planen und dich gut vorzubereiten.

 

Unbekannte Strecken mit Kindern zu fahren, schätzen wir als absolutes No-Go ein. Eine gewissenhafte Nachbereitung und Feedback bzw. Selbstreflexion versorgen dich mit Sicherheit und Mehrwert für dein nächstes Abenteuer.

First things first

Schaff einen guten Ausgangspunkt, indem du dir überlegst, was deine Rahmenbedingungen sind und du dir über Ziel der Veranstaltung, Ressourcen und Zielgruppe(n) im Klaren bist. Deine Ressourcen haben auch Einfluss darauf, welche Zielgruppe du gut bedienen kannst.

  • Zeitlich: Welches Programm hat sinnvoll Platz? 
  • Finanziell: Erkundungstour, evtl. kleine Preise/Gewinne für Spiele
  • Menschlich: Wer hilft dir? Guides, Schlusslicht, Buddy-System, Eltern
  • Örtlich: Wo findet es statt? Was hat die Infrastruktur zu bieten?
  • Material: Spielzeug, Parcours etc. Welche Ausrüstung haben die Kids?
  • Kompetenzen: Wo liegen deine Kompetenzen, wo dein persönlicher Fokus?

Deine Zielgruppe definiert sich über Alter, Können, Bedürfnisse und ob du Eltern auch einbindest.

Leistungsgedanken durch Erlebnis ersetzen

Weniger ist oft mehr. Leg deinen Fokus lieber auf kreatives, vielseitiges Lernen und lockeres Pedalieren mit ausreichend Pausen. Kinder sollen nicht ständig aus voller Kraft treten müssen. Das erreichst du z. B. über eine Waldrunde mit vielen kleinen Anstiegen anstelle eines längeren Anstiegs. Du hast eine Aufstiegshilfe, die du nützen kannst? Nix wie hin.

 

Bergab sind Kinder oft unvoreingenommen und furchtlos – sie brauchen oft Orientierung seitens einer Betreuungsperson, um über sich hinauszuwachsen. Ein gemeinsamer Trailwalk zum Besichtigen vor der Fahrt macht daher Sinn. Gib ihnen auch ausreichend Zeit abseits des Bikes, um einfach nur Kind sein zu dürfen. Das kann z. B. Rindenschifferl basteln am Jausenplatz beim Bach sein. Jugendliche dagegen werden konditionell immer stärker und das Spektrum möglicher Touren erweitert sich.

Mit Kindern im Straßenverkehr

Kinder können die freiwillige Radfahrprüfung mit zehn Jahren machen, ab zwölf dürfen sie auch ohne Fahrradführerschein allein mit dem Rad unterwegs sein. Beides ist keine Garantie dafür, dass sich die Kinder im Straßenverkehr auch tatsächlich zurechtfinden und Situationen richtig einschätzen. Verkehrsregeln sind verwirrend oder werden nicht wahrgenommen, wenn die Aufmerksamkeit gerade auf etwas anderes gerichtet ist. Vermeide daher besser öffentliche oder stark befahrene Straßen oder nimm mindestens einen zusätzlichen Erwachsenen mit.

 

Für Kinder unter zwölf Jahren gilt übrigens Helmpflicht. Und ja, das schließt auch Fullface-Helme mit ein. Verantwortlich dafür, dass das Kind den Helm auch tatsächlich trägt, ist die Betreuungsperson.

Gruppengröße, Anzahl der Guides und Gruppeneinteilung

Führe Kindergruppen unabhängig von der Gruppengröße immer zu zweit. Spätestens ab acht Kindern ist eine weitere Betreuungsperson unumgänglich. Für Gruppenteilungen bei vielen Kindern ist es naheliegend, nach Alter zu gruppieren. Doch auch das Fahrkönnen spielt eine große Rolle – eine Sichtung oder eine kurze gemeinsame Probefahrt oder ein Geschicklichkeitsparcours vorab helfen dir, die Gruppen homogen zu gestalten. Wenn dir enge Freundschaften auffallen, ist es für die Kinder natürlich wichtig, dass du auch darauf Rücksicht nimmst.

Umgang mit sensiblen Daten, Bildmaterial und Social Media

Mach dich mit den geltenden Bestimmungen der DSGVO vertraut, vor allem auch, was die Verwendung von Messenger-Diensten zur Gruppenkommunikation betrifft. Der Umgang mit Bildmaterial ist höchst sensibel und klar mit den Eltern abzusprechen. Thematisiere das auch offen mit den Kindern selbst. Denn: Spontane Datenweitergabe ist grundsätzlich nicht erlaubt. Dieser Fall tritt jedoch ein, wenn sich die Kinder gegenseitig fotografieren oder filmen und das Bildmaterial anschließend über soziale Netze bzw. Messenger-Dienste verbreiten.

 

Ein weiterer Aspekt des Fotografierens und Filmens ist die Dynamik, die dabei in der Gruppe entstehen kann. Sie verdient eine kritische Betrachtung und ein wachsames Auge der Betreuungspersonen. Einerseits können Aufnahmen bei Technikübungen natürlich hilfreich und unterstützend eingesetzt werden – die Teilnehmer*innen können sich selbst beobachten und daraus lernen.

 

Andererseits kann die Tatsache, fotografiert oder gefilmt zu werden, leicht vom Tun und Erleben ablenken oder gar Stress auslösen. Der Druck, jetzt alles richtig machen zu müssen, kann rasch in die Überforderung führen. Was riskiere ich für ein gutes Foto, gehe ich über meine Grenzen? Ist das Erlebte mehr wert, wenn ich Bestätigung in Form von tollen Bildern oder Likes dafür bekomme?

Kommunikation – klare Ansagen spannen einen sicheren Rahmen auf

Allgemein hilft dir eine klare und eindeutige Sprache, wenn du Dinge vermitteln oder klären möchtest. Sei in deinen Formulierungen herzlich, aber bestimmt, und du kannst viele Missverständnisse schon ausräumen, bevor sie überhaupt entstehen. Das trifft für Kinder und Erwachsene übrigens gleichermaßen zu. Du hast als Guide auch nonverbal eine Vorbildwirkung, sei dir bei allen Handlungen darüber im Klaren. Halte Verkehrsregeln ein, gib Handzeichen beim Abzweigen, mach keinen Wheelie auf der Straße – alles, was du vorlebst, werden die Kinder nachmachen. Versuche, mit deinem Gegenüber wertschätzend und auf gleicher Höhe zu kommunizieren.

Bei Kindern bedeutet das auch, dich physisch auf Augenhöhe zu begeben (in die Knie gehen oder hinsetzen) – sonst sprichst du rasch von oben herab. Vermeide bei wichtigen Dingen wie Entscheidungen Konjunktive (ich würde, du solltest …) und Weichmacher (möglicherweise …). Benutz eine persönliche und direkte Ansprache. Du bist dadurch nicht nur klar in deinen Ansagen, sondern strahlst auch Souveränität, Kompetenz und Sicherheit aus.

Wenn du im Team arbeitest, müsst ihr euch natürlich auch intern absprechen und für eine klare Aufgabenteilung sorgen. Klärt im Vorfeld eure Rollen, Inhalte und Erwartungen.

Kommunikation mit den Eltern

Im Vorfeld hast du über Ausschreibung und Vorbesprechung die Möglichkeit, alle relevanten Informationen mitzuteilen. Ausschlusskriterien (Alter, Können, Mindest-Laufradgröße etc.) finden hier Erwähnung. In die Detailinformationen, die du nach erfolgter Anmeldung verschickst, packst du alles rein, das sonst noch für deine Aktivität erforderlich ist und die Organisation vereinfacht.

 

Eine Vorbesprechung bietet den Rahmen für Rückfragen der Eltern oder Teilnehmerinnen und Teilnehmer, und ihr könnt euch in Ruhe kennenlernen. Es ist wichtig, alle zur Durchführung notwendigen Informationen einzuholen, bevor es losgeht. Bei minderjährigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern hältst du diese auf der Einverständniserklärung der Eltern fest. Hier finden auch Themen zu Fotoverwendung, Risikosportart, Allergien, Besonderheiten, Telefonnummern, Krankheiten usw. Platz.

Checkliste für deine Planung

  1. Bring- und Abholzeiten definieren, Treffpunkt wählen
  2. Infrastruktur (Wasser, WC, Bikeshop), Schlechtwetterunterkunft, Unterstand, Möglichkeit zum Aufwärmen
  3. Essen (Tische, Picknick, Einkehrmöglichkeit, Taschengeld)
  4. Teilnehmerliste (Name, Kontakt, Alter, Können und Selbsteinschätzung, Allergien, Medikamente, sonstige Besonderheiten)
  5. Formulare, Einverständniserklärung der Eltern, Fotos etc.
  6. eventuell Namensschilder: am Helm, Trikot oder am Bike wie bei Rennen am Lenker- am besten selbst gestaltet, gelocht, foliert und mit Kabelbinder fixiert
  7. Telefonnummern: von den Kindern selbst, von Kontaktperson und zweiter Kontaktperson, Erreichbarkeit der Eltern am Arbeitsplatz

Was müssen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dabeihaben

  1. Räder (minimale Laufradgröße erforderlich?)
  2. Gewarteten Zustand des Bikes definieren (Profil, Bremsbeläge, Steuerlager, Schloss, Licht, eventuell Demontage von Kotflügeln, Ständern und anderen Anbauten, die das Verletzungsrisiko erhöhen)
  3. Schutzausrüstung: Handschuhe, Bike-/Sonnenbrille, Helm, Protektoren (für Knie, Ellenbogen, eventuell auch Rücken)
  4. Reparaturset passend für das Rad (zwei Ersatzschläuche passend zur Laufradgröße)
  5. Kleidung: Sportkleidung (gepolsterte Bikehose?), Schuhe, Wind-/Regenkleidung, warme Kleidung/Buff (evtl. auch Haube), Shirt zum Wechseln
  6. Sonnenschutz
  7. Rucksack (auch als Rückenprotektor?) in entsprechend ausreichender Größe, soll gut sitzen
  8. Verpflegung (Riegel, Jause, Süßes, Nüsse, Trinkflasche)
  9. Versicherungskarte, E-Card, Info über zusätzliche Versicherungen
  10. Handy

 

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Maria Sendlhofer-Schag ist seit Jahren begeisterte Mountainbikerin und im Bundeslehrteam Mountainbike des Alpenvereins aktiv.

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