Greta und Lukas waren in den letzten Jahren immer wieder als Teilnehmer*in bei risk’n’fun, dem  Ausbildungsprogramm der Alpenvereinsjugend, dabei. Im Sommer 2020 haben sie erstmals ihre Perspektive geändert: Sie waren als Camp- Assistent*innen für risk’n’fun im Einsatz. Paul Mair, Leiter vom Bundeslehrteam Mountainbike, hat die beiden im September in Saalbach kennengelernt und stellt nachfolgend die messerscharfen Fragen.

Greta und Lukas, wer seid ihr, woher kommt ihr? Schule oder Lehre?

Greta: Ich bin Greta, 17 Jahre alt und komme aus dem Ötztal, genauer gesagt aus Oetz. Ich besuche das Gymnasium in Imst und maturiere (hoffentlich) im Frühjahr 2021.

Lukas: Lukas Holzer, 17 Jahre, wohne in Südtirol, Olang. Besuche die 4. Klasse Berufsschule in Bruneck, Ausrichtung Elektrotechnik. Mein nächstes schulisches Ziel ist die Berufsmatura und danach: mal schauen.

Warum Alpenverein? Welchen Weg seid ihr im AV gegangen?

Greta: Durch meine Eltern war es für mich immer selbstverständlich beim Alpenverein, genauer gesagt bei risk’n’fun, dabei zu sein. Als ich klein war, habe ich an einigen Sektionsveranstaltungen im Winter teilgenommen, später dann an
bike’n’climb, YOUNG GUNS. Im letzten Sommer war ich als Campassistenz bei bike’n’climb in einer neuen Rolle mit dabei und hab im September den Übungsleiter Mountainbike gemacht, um auch selbst mit Gruppen unterwegs sein zu können.

Lukas: Ich habe von einem guten Radbekannten viel über die verschiedenen Möglichkeiten im Alpenverein und risk’n’fun gehört. Mein erstes Camp war im Sommer 2017 auf der Ferienwiese in Weißbach. Das habe ich gemeinsam mit meinen Freunden Samu und Kili besucht. Dort haben wir neue Freundschaften geknüpft. Danach ergab sich auch die Möglichkeit, beim Film „Tage draußen“ mitzumachen.

Ski oder Board? Lift oder Hike?  Warum?

Greta: Ich fahre Ski und Snowboard, und mir macht beides Megaspaß. Beim Snowboarden kann ich allerdings noch extrem viel dazulernen, da ich erst seit zwei Jahren fahre, was für mich einen großen Reiz darstellt. Ich bin froh, dass es bei uns so eine gute Infrastruktur gibt und man die Lifte nutzen kann, sonst würde sich skifahren/snowboarden nach der Schule kaum ausgehen. Doch selbst Hiken macht sich jedes Mal bezahlt und die Abfahrten fühlen sich noch 100 Mal besser an, wenn man sie sich selbst „erarbeitet“ hat.

Lukas: Ski (Telemark) – mit dem Lift hinauf und außerhalb, im Powder, hinunter. Beim Biken bin ich eher ein Hike-Typ, da es mehr Spaß macht, in den Bergen unterwegs zu sein als auf vorgegebenen Abfahrten.

Lifterschließungen und Naturschutz – wie vereinbarst du das, Greta?

Greta: Wir alle profitieren vom Tourismus und der damit einhergehenden Infrastruktur wie Liften usw. Ich persönlich bin am liebsten in kleinen, übersichtlichen Gebieten unterwegs, da es insgesamt einfach stressfreier ist. In den meisten Gebieten ist, denke ich, jedoch schon lange das Maximum an Erschließungen erreicht; und mit dem Klimawandel sollte man sich Alternativen zum Wintertourismus ausdenken, welche unseren Planeten nicht noch mehr zerstören.

Frage an Lukas: Sind alle Mountainbiker*innen junge, wilde, wegzerstörende Rowdys?

Lukas: Ganz und gar nicht. Wenn eine Mountainbikerin oder ein Mountainbiker technisch gut fährt, gelingt es, über Wege so zu fahren, dass man gar nicht merkt, dass ein Biker bzw. eine Bikerin den Weg genutzt hat. Meist gelingt ein respektvoller Umgang der jungen Biker mit den Wanderern. Mit gegenseitigem Verständnis ist ein Miteinander gut möglich.

Ihr übernehmt Verantwortung für euch selbst und andere. Wie seht ihr das?

Greta: Durch Risikosportarten wie Freeriden oder Mountainbiken wird das Verantwortungsbewusstsein definitiv gestärkt. Man muss oft kritische Situationen einschätzen und trägt damit immer eine gewisse Verantwortung für sich selbst und andere in einer Gruppe. Ich bin froh, dass ich durch diese Sportarten auch persönlich gewachsen bin.

Lukas: Das stimmt und deshalb ist es besonders wichtig, für junge Sportler und Sportlerinnen Camps anzubieten, wo Technik, Risikoeinschätzung, gegenseitiger Respekt usw. gelernt und ausprobiert werden können, so wie es risk´n´fun macht.

An welches Programm, an dem ihr teilgenommen habt, könnt ihr euch ganz besonders gut erinnern? Was war so außerordentlich daran?

Greta: Das prägendste Programm war für mich definitiv risk’n’fun bike’n’climb. Ich war damals 13 und das erste Mal eine ganze Woche alleine von Zuhause weg. Wir hatten bei diesem Camp viele Freiheiten und waren von früh bis spät beschäftigt. Mit einigen Leuten, die ich dort kennenlernte, bin ich heute noch gut befreundet.

Lukas: Die Freeride-Tage in Serfaus waren ein besonderes Erlebnis für mich, da wir eine tolle Gruppe waren und richtig tolle Abfahrten genießen konnten, aber auch viel dazugelernt haben. Es war auch meine erste Saison als Telemarker, wo dann auch der eine oder andere Sturz im tiefen Powder nicht vermeidbar war …

Was haben euch die Tage mit risk’n’fun gebracht?

Greta: Ich bin viel selbstständiger, mutiger und offener für Neues geworden. Ich konnte sehr viel für meine Sportarten lernen, aber auch für mich persönlich viel mitnehmen.

„Das Gefühl der Freiheit, das man beim Freeriden oder Biken bekommt, ist für mich eines der schönsten überhaupt.“ Greta

greta tage draussenLukas: Bei den Camps von risk’n’fun habe ich viel zur Risikoeinschätzung und Gruppendynamik dazugelernt. Und Lawinenkunde ist ein sehr wichtiges Thema.

Welche Programme kennt ihr und welche würdet ihr den Leser*innen – die sich von euren Schilderungen angesprochen fühlen – empfehlen?

Lukas: Definitiv die YOUNG GUNS-Bike Sessions und die Freeride- Camps. Man hat so viel Spaß und lernt immer etwas Neues dazu.

Greta: bike´n´climb, wo ich das erste Mal länger alleine weg war. Und natürlich auch unbedingt YOUNG GUNS, also vier Tage biken, biken, biken. Und dann den Übungsleiter Mountainbike. Ich bin in alle Veranstaltungen offen hineingegangen und wurde nie enttäuscht, habe überall coole Leute kennengelernt und viel dazugelernt.

Nicht alle Jugendlichen haben Verständnis für „fordern und fördern“, Erwachsene haben häufig Schwierigkeiten mit dem „Mut und Wagnis“ der Jungen. Wie siehst du das, Lukas?

Lukas: Meiner Meinung nach ist es besonders wichtig, dass schon die Eltern „Mut und Wagnis“ zulassen, damit Kinder und Jugendliche viel selbst probieren können und so die Freude an der Bewegung von klein auf gefördert wird. Wenn alles immer zu 100 Prozent abgesichert ist und die Eltern bei allem Angst haben, dass etwas passieren kann, können Kinder keine Sicherheit bekommen.

Warum „draußen sein“, Greta?

Greta: Das Gefühl der Freiheit, das man beim Freeriden oder Biken bekommt, ist für mich eines der schönsten überhaupt. Außerdem brauche ich die Zeit in der Natur und beim Sport einfach als Ausgleich zum Alltag.

Am Berg verletzen sich Menschen, sterben dabei. Warum geht ihr dennoch hin?

Lukas: Natürlich weiß man nie ob ein Unglück passiert, aber nichts tun, damit nichts passiert, ist keine gute Sache. Man kann nicht zu 100 Prozent eine Verletzung oder einen Unfall ausschließen, aber man kann bewusst damit umgehen lernen.

Greta: Ein gewisses Risiko ist beim Freeriden und Biken immer dabei, egal wie erfahren man ist. Beim Biken habe ich mich schon einige Male verletzt, dabei jedoch nie darüber nachgedacht, den Sport aufzugeben, da er ein wichtiger Bestandteil meines Lebens ist.

Ihr habt eine Ausbildung zum Übungsleiter Mountainbike bzw. zur Übungsleiterin Mountainbike absolviert. Warum das?

Lukas: Weil mir das Biken so viel Spaß macht und mir die Ausbildung die Möglichkeit bietet, bei Bike-Camps mitzuarbeiten. Vielleicht führt der berufliche Weg auch in diese Richtung.

„Sport ist für mich Ausgleich zum Alltag.“  Greta

Greta: Nachdem ich selbst an einigen Programmen des Alpenvereins teilgenommen und dabei sehr viel gelernt habe, möchte ich mein Wissen gerne an andere weitervermitteln. Beim Übungsleiter konnte ich viel über den Umgang mit Gruppen lernen, aber auch meine eigene Technik noch verbessern.

Was verbindet ihr mit dem Alpenverein und was wird dort für die Jugend getan?

Greta: Für mich ist der Alpenverein ein extrem vielfältiger Verein, bei dem jede und jeder einen Platz findet, egal ob Kletterer oder Kletterin, Wanderer oder Wanderin, Skifahrer oder Skifahrerin, Biker oder Bikerin, jung oder alt. Der Alpenverein leistet wichtige Arbeit im Naturschutz und ist aus diesem Bereich nicht mehr wegzudenken, was auch gut so ist. Es wird aber auch jungen, sportlichen Menschen eine gute Plattform geboten, sich auszutauschen und weiterzubilden.

Lukas: Mit dem Alpenverein verbinde ich eigentlich vor allem risk’n’fun. Mit diesem Programm wird sehr viel für die Jugend getan und das alles mit viel Spaß.

Noch Fragen? Schau vorbei auf Facebook, Instagram oder der risk’n’fun-Website.

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