Warum wollen wir mit Kindern in die Berge?

Diese (fast) alles entscheidende Frage kommt freilich zuerst: Wegen uns? Wegen den Kindern? Oder wegen beidem? Theoretisch ist die Antwort einfach und schnell gefunden: Idealerweise kommen alle Beteiligten auf ihre Kosten und sind glücklich und zufrieden. Dass es in der Praxis nicht immer so einfach ist, wissen wir nur zu gut.

Beispiel 1: Wolkenloser Himmel, ideale Bedingungen in der Sumserkogel-Nordwand! Nix da Bergsteiger-Papa, heute ist Familienwandertag angesagt. Hmmm …
Beispiel 2: Nieselregen, kein Tag für die Sumserkogel-Nord! Heute hätte Papa Zeit, aber die Kinder haben keine Lust. Hmmm ... In beiden Fällen steht Hmmm … für die Wahrscheinlichkeit eines nicht so spaßigen Familienausflugs, sollte die gemeinsame Wanderung denn doch stattfinden. Im Folgenden findet ihr ein paar Tipps aus bergsportlicher Sicht, damit es hoffentlich nicht zu diesen ungeliebten Hmmms kommt.

Unterschiedliche Erwartungshaltungen. Ein Kind hat im Gegensatz zu den sportlich motivierten Eltern – nicht das Ziel, bewusst Sport zu betreiben. Es stöbert am Wegesrand Tannenzapfen auf, macht sich auf die Jagd nach einem vorbeihuschenden Eichhörnchen, wälzt sich im Schnee und will den eigenen kleinen Mikrokosmos entdecken.

Motivation. Wie weit ist es noch? Ist Motivation im Überfluss vorhanden, ist alles gut. Nimmt sie ab, oder fehlt sie zur Gänze, brechen bei Kindern schnell alle Dämme. Wetterbedingte Faktoren wie Regen und Wind, aber auch Hitze nehmen ebenfalls Einfluss auf die Motivation. Typische Zeichen für aufkommende Unlust bzw. Überforderung sind Klagen über Hunger, schmerzende Füße und die ständige Frage, wie weit es denn noch sei. Zu allem Überdruss geraten sich dann womöglich noch die Eltern in die Haare, da ein Teil mit Strenge, der andere aber mit Milde parieren möchte.

Ausrüstung. Kinder sind bei weitem leistungsfähiger, als manch‘ Erwachsener es vermuten möchte. Vorausgesetzt sie finden Begeisterung an dem, was sie tun. Erleben Kinder zum Beispiel ihre erste Wanderung positiv, wird die Sportart auch künftig mit angenehmen Gefühlen verbunden werden und das Kind freut sich auf die nächste Tour. Einer richtig eingesetzten, kindgerechten Ausrüstung kommt dabei große Bedeutung zu: Wird am falschen Platz gespart und z.B. mit ausgeliehenen, nicht passenden Schuhen gegangen, endet die erste Tour womöglich im Desaster und die Begeisterungsfähigkeit ist für lange Zeit passee.

Planung. Wie bei uns „Großen“ auch, ist eine vernünftige Planung wichtig. Das Ziel und vor allem die Wahl des Weges richten sich immer nach den Bedürfnissen der Schwächsten, also nach den Kindern. Außerdem macht es Sinn, den Weg in entsprechende Etappen – gespickt mit kreativen Abwechslungen – zu gliedern.

Der Weg ist das Ziel. Bei Kleinkindern trifft dies bestimmt zu und dabei gilt: Weglos ist spannend, und wenn Papas Seil zum Einsatz kommt, wird’s lustig. Dann wird „richtig“ geklettert. In echt! Bei größeren Kindern und Jugendlichen gilt dies nur mehr bedingt, da auch sie das Erreichen des Gipfels als schönen Erfolg sehen.

+ posts

Gerhard Mössmer ist Berg- und Skiführer, Mitarbeiter in der Abteilung Bergsport und zuständig für Lehrschriften und Lehrteam.

Comments are closed.