Geländewahl

Die Wahl des Geländes hängt immer vom Niveau der Kletternden, von der Zielsetzung der Klettereinheit oder von der Kletterübung bzw. vom Kletterspiel ab.

1. Flaches Gelände und Platten

Vier- bis Sechsjährige werden von diesen Wandbereichen in Boulderräumen förmlich angezogen, da sie bald merken, dass sie da besser hochkommen als an steileren Stellen der Wand. Kinder und Jugendliche finden die „flachen“ Bereiche der Kunstwände oft fad bzw. unspektakulär. Da liegt es dann an uns Jugendleiterinnen und Jugendleitern diese Geländeform gezielt in die Kletterstunden einzubauen und interessant zu gestalten.
Am Fels sind bei nicht allzu geübten Kindern und Jugendlichen – vor allem beim Klettern mit Seil – Routen, die nicht senkrecht sind, beliebter als steileres Gelände. Offenbar flößt steiler Fels mehr Angst ein als eine steile Kunstwand.

Wofür eignet sich flaches Gelände:

• Techniktraining mit Augenmerk auf Beinarbeit und Reibungsklettern: Probiere mal ohne Hände ein Stück zu klettern! Dafür muss es richtig flach sein. („Klettern ohne Hände“ Handbuch Sportklettern S.143)
• Beinkrafttraining: Probiere kleine und große Schritte ohne Hände an der Kletterwand zu machen!
• Gleichgewichtsschulung an der Kletterwand: Mache zwischendurch Gleichgewichtsboulder, die keine Kraft benötigen oder auch am Ende einer Kletterstunde, wenn die Haut schon so weh tut, dass sich niemand mehr an Griffen festhalten kann.
• Spiele für Kinder, die noch nicht genug Kraft haben, um sich länger im senkrechten bis überhängenden Gelände festzuhalten.

2. Senkrechtes bis leicht überhängendes Gelände

In Boulderräumen, bei vielen Kunstwänden und in vielen Klettergärten ist diese Geländeform sicher jene, die am interessantesten ist und häufigsten vorkommt. Sie ist schon recht spektakulär – und wenn mit großen Griffen ausgestattet, dann gelingen auch bald coole Moves.

Wofür eignet sich senkrechtes Gelände:

• Viele Techniken können in diesem Gelände ausgezeichnet vermittelt werden. Dies gelingt sowohl über geeignete Boulder oder mit freier Griffwahl mit entsprechenden Übungen oder Spielen.
• Bewegen sich Kinder bei Spielen oder spielerischen Übungen länger in diesem Gelände, erfolgt automatisch der nötige Kraftaufbau für schwierigere Boulder oder Routen.

3. Stark überhängendes Gelände und Dächer

Manche Kinder im Schulkindalter glauben, nur in diesem Gelände findet das richtige Klettern statt. Natürlich ist es spektakulär, sich durch ein Dach zu hangeln. Dass das Klettern in anderen Geländeformen an kleinen Griffen und Tritten oft viel schwieriger ist, lehrt erst die Erfahrung. Die wenigsten Kletteranfänger*innen – unabhängig vom Alter – können sich länger in diesem Gelände halten. Daher ist ein spezifischer Kraftaufbau in anderen Geländeformen und ein Mindestmaß an Klettertechnik erforderlich, um im sehr steilen Gelände erfolgreich klettern zu können.

„Klettertechnischer“ oder ein kräftemäßiger Gewinn ist es keiner, wenn ein Kind in einem niedrigen Dach immer nur versucht, die Füße vom Boden zu heben und gleich wieder runterplumpst. Wollen Kinder trotzdem unbedingt in diesem Gelände klettern, dann lasst sie einfach probieren. Gebt ihnen Aufgaben in unterschiedlichen Geländeformen – der eigene Erfolg oder Misserfolg ist der beste Lehrmeister!

Die Basis für gelungene Klettereinheiten #1
Die Basis für gelungene Klettereinheiten #3

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Sportklettertrainerin in Wien Ausbildnerin in der Alpenverien-Akademie, der BSPA Wien und UNI Wien.

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