Seit Jahren veranstalten wir ein Familien-Wochenende auf der Wurzeralm. Um den teilnehmenden Kindern und Jugendlichen mehr Eigenständigkeit und Risikobewußtsein näher zu bringen, suchten wir eine Möglichkeit, das Format der Veranstaltung zu verändern und sind auf risk`n`fun aufmerksam geworden“, so Andi Moser (Jugendleiter Alpenvereinsjugend Ottensheim).

 

Es ist für oberösterreichische Verhältnisse ein überraschend winterliches Wochenende im März 2023. Ich steige am Morgen mit Sack und Pack in die Schienenbahn der Wurzeralm ein.Neben wenigen anderen Wintersportler*innen verlasse ich die Liftstation. Während der Querfahrt zur Unterkunft freue ich mich über die Perspektive auf ein uriges Haus etwas abseits der Liftanlagen.

 

Als ich näherkomme, erkenne ich Spuren des vorigen Abends im Schnee…Höhleneingänge, Schneerutschen und der „Rohbau“ einer Schanze zeugen von einem guten Ankommen der Gruppe. Ich betrete den Skischuhraum und stoße sprichwörtlich mit zwei Mädls zusammen, die in voller Montur aus dem Haus laufen. Ich kann ihnen gerade noch die Information abknöpfen, dass sie aus Ottensheim kommen. Mit Schaufeln sehe ich sie in den Wald davonstürmen…meine Vorfreude steigt.

 

Im Aufenthaltsraum des Hauses werde ich von Andi empfangen. Er bietet mir eine Tasse Kaffee an und stellt mir seinen Kollegen vor. Auch ein paar Kinder (jedenfalls die jüngsten der Gruppe) sitzen noch im Raum und werden gerade mit dem Frühstück fertig. Sie werfen mir ein paar neugierige Blicke zu. In gemütlicher Atmosphäre klären wir die bereits besprochenen Abläufe für den Tag.

 

„Hallo, ich bin Christoph von risk`n`fun und freue mich, heute mit euch unterwegs sein zu dürfen!“

 

Wir starten mit einer persönlichen Vorstellrunde vorm Haus. Jede*r hebt dabei etwas an sich hervor, dass sie/er im Bezug auf das eigene Wintersportequipment besonders mag. Vom Blümchenbuff über den Rennhelm, Tiefschneeski und die Snowboardbindung ist da alles vertreten.

 

Während sich die Halbgruppe der Jungs mit einem der beiden Jugendleiter auf den Weg macht, checke ich mit den Mädls die Erwartungen an den gemeinsamen Tag draußen: Tiefschnee fahren, Waldwegerl, springen, Spaß haben! Es wird noch sichergestellt, ob alle ihre Nofallausrüstung bei sich haben und ich prüfe im kleinen Check die Funktionstüchtigkeit der LVS-Geräte.

 

Wir lassen uns von einem offensichtlich recht ortskundigen Duo führen, bis mein Blick auf einem Gelände hängenbleibt, das verspricht, eine spannende Situation zur Risikoeinschätzung bereitzuhalten. Wir steigen aus und sammeln uns vor dem Hinweisschild (unpräpariert – befahren auf eigene Gefahr), welches die Pisteneinfahrt abgrenzt. Auf der unpräparierten Piste liegen rund zehn Zentimeter Neuschnee der letzten Nacht.

 

Einige wenige Schneesportler*innen gleiten an uns vorbei und ziehen ihre Schwünge – bis sie hinter einer Kuppe verschwinden. „Wollt ihr auch hier fahren?“, fragen wir die Mädls. Vor allem die jüngsten der Gruppe sind sich voller Vorfreude einig: „Ja, sicher!“ Unser Führungsduo stellt die Frage, was es für Probleme geben könnte, da die Piste ja mit dem Schild gekennzeichnet ist. Ich stelle die Gegenfrage, also, wie sie das von Expert*innen vor Ort in Erfahrung bringen könnten. „Wir könnten nochmal die offene Piste fahren und den Liftwart fragen!“ Gesagt, getan. Beim Liftwart bringen die beiden in Erfahrung, dass es auf Grund einer dünnen Schneegrundlage auf der steileren Pistenvariante Risse in der Oberfläche gibt, die durch den Neuschnee schlecht zu sehen sind.

Nochmal oben angekommen wird das Risiko für einen Abfahrtsversuch eingeschätzt und wir beschließen als Gruppe, dass in großen Abständen bis zu einem Sammelpunkt mit geringer Geschwindigkeit gefahren werden soll. Es geht alles gut, wir erkennen die teils deutlichen Unterbrechungen in der Schneedecke und umfahren sie. Die frischen zehn Zentimeter machen die Abfahrt zum Vergnügen!

 

Das Führungsteam wechselt jetzt und wir erkunden noch ein paar andere Pisten im Gebiet, bevor wir uns mit den Jungs zum Mittagessen treffen. Wir treffen die Jungs mit roten Backen und im regen Austausch über die offenbar starken Eindrücke des Vormittags in der Hütte. Gehypt von Sprüngen über Felsen und Tiefschneeabfahrten durch den Wald, überschlagen sich ihre Stimmen: „Puhh…“, denke ich mir und: „Wird spannend, wie ich sie von diesem Niveau abholen kann“.

 

Als risk`n`fun-Trainer habe ich die Möglichkeit, mit Gruppe auf der Piste und im pistennahen Bereich unterwegs zu sein. Geländefahrten abseits der Piste sind nur möglich, wenn Jugendleiter*innen oder Bergführer*innen dabei sind und dafür die Verantwortung übernehmen. Ich höre beim Mittagessen jedenfalls aufmerksam zu und beobachte mit einem Schmunzeln, wie entschleunigt die Mädlsgruppe im Vergleich zu den Jungs wirkt.

Nach dem Mittagessen sammeln wir uns vor der Hütte und gehen zum Start in den Nachmittag den großen LVS-Check durch. Der kleine Check wird anschließend von einem Burschen eigenständig ergänzt. Bevor wir in den Lift steigen, lasse ich mir nun nochmal in Ruhe die Erlebnisse des Vormittags schildern und bespreche mit den Jungs Möglichkeiten für den Nachmittag: bereits gespottete Sprünge neben der Piste auskundschaften; fotografieren und filmen; Waldwegerl fahren.

 

Wie sich herausstellt, tut es den Jungs gut, sich jetzt etwas mehr Zeit zum Auschecken des Geländes zu nehmen, sie reflektieren ihre Abfahrten des Vormittags vom Lift aus und sammeln sich über, neben und nach der Ausfahrt von Sprüngen. Wir erleben einen sehr stimmigen Nachmittag, an dem jeder in seinem Tempo und mit persönlicher Risikobereitschaft dabei sein kann.

 

Als wir nach Liftschluss beim Haus zusammenkommen, gibt es bereits konkrete Pläne und Einteilungen für das Kochen bzw. Weiterbauen des Kickers. Vom Essensraum aus haben wir einen super Blick auf die Freestyler. Zu Beginn wird im Licht der untergehenden Sonne geschaufelt und gesprungen, dann helfen Stirnlampen in der Dunkelheit. Der gesellige und unterhaltsame Abend rundet unseren Tag ab.

 

Und wie war’s, Andi?

Die Kinder und Jugendlichen haben das Wissen und die Kompetenz von Christoph interessiert aufgenommen. Für uns als Jugendleiter war die Zusammenarbeit unkompliziert und bereichernd. Die spielerische und niederschwellige Vermittlung von Risikobewußtsein, Gruppendynamik und Selbsteinschätzung werden durch das risk’n’fun-Angebot perfekt abgedeckt“, so Andi Moser.

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Christoph-Spendling Wimmer ist risk'n'fun Trainer, Lehrer für Bewegung und Sport und selbstständiger Trainer für Kommunikation, Gruppendynamik und Persönlichkeitsentwicklung.

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