Zugegebener Maßen: Der Frühling diesen Jahres zieht sich dann doch wie Kaugummi. Die langersehnten Öffnungsschritte und die Rückkehr zur Normalität scheinen immer noch weit weg. Überall wird in den Jugendteams und Sektionen geduldig gewartet. Laura Kogler, Jugendleiterin in der Alpenvereinsjugend Hohe Munde in Tirol, schildert uns ihre Perspektive und wie sie die letzten Monate als Jugendleiterin erlebt hat.

Warum im Austausch bleiben motiviert bleiben bedeutet

Kein Kurs, kein Training, keine Jugendarbeit, gar nix, seit Monaten. Trotzdem in Kontakt bleiben – im Moment nur digital möglich. Obwohl es zahlreiche Optionen gibt, oder vielleicht auch gerade deswegen, ist das gar keine so einfache Aufgabe. Unsere Jugendgruppen sind auf unbestimmte Zeit pausiert worden, dennoch ist es vor allem in dieser chaotischen Phase wichtig, dass wir als Gruppenleiter*innen mit unseren Kids und deren Eltern im Austausch bleiben. Dies ist nicht nur für die Kinder und Jugendlichen wichtig, sondern hat auch positive Effekte auf uns Gruppenleiter*innen.

Hilfe! – was soll ich schreiben, wenn ich selbst nichts weiß?!

Nach einem Jahr des Durchhaltens und Überbrückens wird es immer schwieriger in Kontakt zu bleiben – oft geht durch die rein elektronische Kommunikation die Beziehung schon irgendwie verloren, vor allem wenn die Gruppe erst im Herbst neu zusammengekommen ist und/oder die Kinder noch ganz klein sind. Schwierig ist es vor allem, wenn sich der Austausch rein um Informationen dreht. Im Moment steht man immer wieder vor der Situation – kann ich diese Information schon weitergeben oder warte ich doch noch lieber ein wenig ab. Falsche Hoffnung ist im Moment für uns alle ein großes Thema und wahrscheinlich für viele der Kinder noch mehr.

„Staying in touch“ – Eine Herausforderung

Um ehrlich zu sein, ist und bleibt der Austausch mit den Gruppen mit jüngeren Kindern am schwierigsten. Da hier die Kommunikation meist über die Eltern läuft, ist es oft schwierig einzuschätzen, ob überhaupt etwas bei den Kindern selbst ankommt und von den Eltern gewollt ist. Hier wird und wurde man vor eine große Herausforderung gestellt. Denn dieser gegenseitige Austausch sollte nicht nur die Gruppendynamik erhalten, sondern auch unsere eigene Beziehung zu den Kindern aktiv halten – wir wollen uns ja nicht als komplette Fremde wiedersehen.

Ideen um mit Kindern zwischen fünf bis 9 Jahren in Kontakt zu bleiben

Ideen um mit den Kindern zwischen 5-9 Jahren in Kontakt zu bleiben wäre ein Mini-Workout, das wohnungstauglich ist oder auf einem Spielplatz gemacht werden kann. Jede Woche oder einmal im Monat, je nach zeitlichen Ressourcen unserseits, können wir unseren Minis Hampelmänner, Koordinationsübungen, Knotenbinden, Tempelhüpfen, Purzelbäume oder ähnliche Übungen und Aufgaben per Text oder Videobotschaft schicken.

Eine weitere Möglichkeit, über die sich die meisten Kinder wirklich freuen, ist ihnen zum Geburtstag zu gratulieren. Etwas, das von unserer Seite nicht viel verlangt, aber eine gewisse Regelmäßigkeit bringen kann. Kinder aller Altersgruppen freuen sich über die Glückwünsche.

Aus der Praxis bezogen wird es einfacher, wenn die Kinder etwas älter werden – die Kommunikation ist dann oft direkt zwischen Eltern, Kinder und uns Gruppenleiter*innen. Hier ist es natürlich cool, dass die Kinder digital Natives sind und geübt im Umgang mit Smartphone und Computer. Dies haben meine Klettergruppe und ich im Winter dann gleich versucht in unsere Wochenroutine einzubauen – wir hatten ein wöchentliches Zoom-Workout. Dabei ist gerade bei den ersten Malen klargeworden, wie wichtig es für die Kinder war sich in diesem Rahmen gegenseitig zu sehen und sich anzuspornen.

Da war es total egal, dass nicht alles auf Anhieb funktioniert hat oder die Kamera manchmal nicht super eingestellt war. Die Kinder haben es mit Humor genommen und sich über die Menschlichkeit gefreut.

„Regelmäßig unregelmäßig“ – funkioniert!

Nach einiger Zeit hat sich jedoch herausgestellt, dass ein wöchentlicher Rhythmus im Moment nicht immer mit den veränderten Zeitplänen von den Kindern und mir möglich ist. Nach einer Pause versuchen wir es jetzt mit einer 2 Wochen-Challenge. Wenn die Eltern einverstanden sind – bittet die Kinder gerne Fotos oder Videos zu schicken – glückliche oder ausgepowerte Gesichter zu sehen ist ziemlich motivierend.

Es ist nicht schlimm, wenn wir unsren Gruppen nicht jede Woche schreiben, ein gemeinsames Workout machen oder die Kinder sonst irgendwie groß beschäftigen, denn die meisten haben auch unseren veränderten Pflichten und Prioritäten gegenüber Verständnis. Nichtsdestoweniger ist es super hin und wieder den Kindern und Eltern zu schreiben. Dies suggeriert Interesse und Verantwortung und wir haben unsere Gruppen und Tätigkeiten im Verein weiter am Schirm und bleiben motiviert. Darüber hinaus können wir den Kindern so einen Raum für Austausch und etwas Abwechslung bieten und auch bei uns kann dieser Austausch Abwechslung in die Routine bringen.

Irgendwie wollen wir im Moment doch vor allem wissen, dass wir nicht vergessen worden sind. In diesem Sinne lasst uns guten Mutes bleiben und hoffen, dass wir unseren Gruppen bald wieder schreiben dürfen: Macht euch bereit, nächste Woche starten wir wieder durch!

+ posts

Laura Kogler studiert Europäische Ethnologie im Master und ist seit fast 10 Jahren ein begeisterter Teil der Stoanhupfer, dem Kletter- und Jugendteam der Sektion Hohen Munde. Sie lebt ganz nach dem Motto: jede Erfahrung mach die Welt bunter.

Comments are closed.