Nach dem letzten Update am Gletscher und im Schnee, ging es für das Junge Alpinisten TEAM wieder zurück an den Fels: zum Nextstep Alpinklettern. Diesmal war es nicht der tschechische Sandstein, sondern die steilen Wände der Dolomiten, die wir fünf Tage lang von ihrer besten Seite kennenlernen durften.

SALEWA World Bozen

Aber first things first: bevor wir in den Genuss zahlreicher Dolomitentouren kommen sollten, legten wir noch einen Stop in Bozen ein. In der SALEWA World bekamen wir die Möglichkeit, einen Blick hinter die Kulissen unseres TEAM Sponsors SALEWA zu werfen. Eine Führung durchs Headquarter und ein interessantes Gespräch über Produktmanagement und –entwicklung später, setzten wir unseren Weg in die Dolomiten, nach einem Mittagessen im SALEWA Bivac, mit vielen neuen Informationen und gut gefüllten Mägen, fort. Natürlich wollten wir auch an diesem Tag die Kletterschuhe nicht unbenutzt lassen und schmiedeten Pläne, um den Nachmittag noch am Fels zu verbringen und anschließend unser Camp für die Nacht aufzubauen.

Kühles Camping Sass Dlacia

Aber – wie hätte es auch anders sein sollen – machte uns wieder einmal das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Nach den sommerlichen Temperaturen in Bozen, mussten wir uns am Abend mit kräftigen Schauern und niedrigen Temperaturen abfinden, bei denen es selbst in der Daunenjacke frisch wurde. So entschlossen wir uns, gleich auf den für die nächsten Tage geplanten Campingplatz zu fahren und dort unsere Busse und Zelte aufzustellen. Mit den zur Verfügung stehenden Mitteln wurde noch schnell ein Abendessen gezaubert und anschließend die Touren für den nächsten Tag geplant, bevor wir uns in unsere warmen Schlafsäcke verkrochen.

Tag eins: Wenn die Motivation höher als die Außentemperatur ist

Am nächsten Morgen war unsere Motivation wesentlich höher als die Außentemperatur. Trotz frostigen 3°C konnten wir es kaum erwarten die Wände der Dolomiten zu erkunden. Mit fix und fertig gepackten Rucksäcken und akribisch geplanten Touren, erwarteten wir die Ankunft unserer Mentoren Motz, Much, Alex, Gebi und Max. Nach einem Kaffee und einem nochmals kurzen Touren- und Materialcheck ging es dann los. Es wurden immer Dreier-Seilschaften aus zwei Teammitgliedern und einem Mentor gebildet, welche im Laufe der folgenden Tage immer wieder durchgewechselt wurden.

Für diesen Tag standen die Via Alvera am Col de Bois, die Dall´Oglio am Lagazuoi, die Dibona am großen Falzarego und eine dann doch eher spontane Erstbegehung am Campanile Alto de Mesdi am Programm.

Zwischen traumhaften Dolomit und brüchiger Wegfindung

Nach diesen Touren wurde uns wieder einmal bewusst, was klassische Kletterei in den Dolomiten bedeutet: Zwischen Seillängen im traumhaften Dolomit stellten uns Wegfindung und brüchiges Gestein immer wieder vor Herausforderungen. Doch als Junge Alpinisten konnte uns weder ein ungenaues Topo, noch die spontane Idee einer Erstbegehung von einer erfolgreichen Tour abhalten.

15 Pizzen und 5 Grad Celsius

Zurück am Campingplatz war der Hunger groß, die Motivation etwas zu kochen eher klein und der Zeitpunkt für eine Reservierung in einem Restaurant für 15 Personen wohl zu spät. Thomas und Luggi, die scheinbar noch am meisten Motivation oder vielleicht auch den größten Hunger hatten, machten sich auf und fuhren eine Pizzeria nach der anderen ab, bis sie dann schließlich erfolgreich mit 15 Pizzen zum Campingplatz zurückkamen. So ließen wir dann einen guten ersten Tag mit einer – wohl mehr kalten als warmen – Pizza gemütlich bei 5°C am Campingplatz ausklingen. Auch der Wetterbericht für die nächsten Tage ließ keine allzu hohen Temperaturen erwarten, aber zumindest auch wenig bis keinen Niederschlag.

Tag zwei: Von sonniger Genusskletterei und kalten Fingern

So wurden auch an diesem Abend abermals die Tourenbücher durchstöbert und Erfahrungsberichte ausgetauscht. Sehr beliebt waren immer die südseitigen Routen, welche zumindest bei Sonnenschein etwas mildere Temperaturen versprachen. Wir entschlossen uns für folgende Touren: Constanine/Ghedina am zweiten Tofanapfeiler, die Abramkante am Piz Ciavazes, die Lacedelli an der Cima Scotoni und die Mephisto am Heiligkreuzkofel. Von sonniger Genusskletterei bis zu erfrorenen Fingern an brüchigem Gestein, war an diesem Tag alles dabei. Halb erfroren, erschöpft von erfolglosen Sprints zur Gondel und um eine Menge Erfahrungen reicher, versuchten wir erneut unser Glück, in einem Restaurant einen Platz zu finden. Geteilt in zwei Gruppen waren wir erfolgreich und konnten – die einen drinnen und die anderen draußen unter Sonnenschirmen im Regen – unsere Kräfte wieder auffüllen.

Tag drei: Sinkende Temperaturen und ungebrochene Motivation

Jeden Tag wurde es ein wenig kälter, doch die Motivation von Jungen Alpinisten ließ uns auch am dritten Tag nicht im Stich und so nutzten wir das stabile Wetter für weitere Touren. Diesmal wurden die Große Mauer und die Mayerlverschneidung am Heiligkreuzkofel, die Solarium am Ciampac und die Hruschkaführe am Col Toronn in Angriff genommen.

Ausgepowert und mit großem Hunger trafen wir uns dann alle in einem Restaurant, um diesmal den Abend alle gemeinsam im Warmen mit dem einen oder anderen Bier zu verbringen. Auch an diesem Tag war wieder eine bunte Mischung aus allem dabei gewesen: Es wurde von Beinahe-Erfrierungstoden, entspannten Sonnentouren mit einem anschließenden Erholungsschlaf am Gipfel, Zustiegen durch dichtes Latschengebüsch, erfolglosen Versuchen einen (Fix-)keil wieder auszubauen und einem verdienten Aperol auf der Hütte berichtet.

Tag vier: Ab in die Südwände – mit Nebel, Graupel und Regen

Für den vierten Tag war das Wetter weniger stabil angesagt und die Sonne ließ sich nur selten blicken. So verschlug es auch jene, die sich bisher lieber in den schattigen Westwänden abgefroren hatten, in südseitige Touren und wir entschlossen uns für die Routen Gelbe Kante und die Perlen vor die Säue an der kleinen Zinne, die Tunnelführe am Sass Pordoi, die Palfrader in der Geierwand und die Alverakante an der Tofana di Rozes. Feuchter Nebel, Graupelschauer, Schneefall und der versprochene Regen am Abend prägten den Tag. Trotzdem wurden alle Touren wie geplant durchgezogen und wir konnten, wie auch die anderen Tage zufrieden auf einen erfolgreichen Tag mit mega Klettereien zurückblicken.

Tag fünf: Alle Wege führen auf den Sellaturm

Nun nahte auch schon wieder die Rückfahrt und der letzte Tag stand vor der Tür. Um diesen noch gemeinsam zu verbringen, peilten wir diesmal alle den ersten Sellaturm als Ziel an, wo wir über fünf verschiedene Routen (Stegerkante, Sober, Via-Fiechtel, Trenker-Führe, …) regelrecht zum Gipfel sprinteten. Dort angekommen, machten wir uns gemeinsam an den Abstieg und bevor es dann endgültig nach Hause ging, genossen wir noch einmal die vereinzelten Sonnenstrahlen auf einer Alm am Sellapass. Dort ließen wir die letzten Tage nochmals revue passieren:

Kälte, Sonne, Graupel, klamme Finger, mega Touren, gute Stimmung, kühles Bier, genüssliche Cappuccinos und eine Menge neuer Erfahrungen – all dies boten die vergangen fünf Tage in den Dolomiten.

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Hanna Loeberbauer ist Mitglied im Junge Alpinisten TEAM 20-22.

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